Bevor Kataloniens Ex-Präsident Puigdemont in Deutschland festgenommen wurde, reiste er unbehelligt durch Finnland und Dänemark. Warum ließen beide Länder das zu?
Als die Finnen ihn fangen wollten, war er schon weg. Die finnische Polizei hatte nach offiziellen Berichten am Wochenende zunächst keine genauen Informationen über den Aufenthaltsort von Carles Puigdemons in ihrem Land.
Finnland: Puigdemonts Name wird nicht genannt
Man habe lediglich einen Europäischen Haftbefehl für einen “spanischen Bürger, der auf Besuch in Finnland” sei, erhalten, hieß es in der Hauptstadt Helsinki. Man habe allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, wo genau sich die gesuchte Person aufhalte. Wohlgemerkt: “Person”, nicht “Puigdemont”.
Da wurde ganz offensichtlich bewusst sogar der Name des ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten nicht erwähnt – wohl, um größere Schlagzeilen zu vermeiden. Die gab es in Finnland auch erst nach Puigdemonts Festnahme in Deutschland. Dann allerdings wurde durchaus mit dem Hinweis berichtet, dass der Mann Gast eines katalanischen Freundeskreises des finnischen Parlaments und auch als Redner an der Universität Helsinki erwartet worden war.
Mächtige Beschützer
Einem Bericht der schwedischen Zeitung “Dagens Nyheter” zufolge hatte er offenbar mächtige Beschützer: Die Zentrumspartei von Ministerpräsident Juha Sipilä habe mit Erfolg versucht, Puigdemonts Reiseplan so lange “in Nebel zu hüllen”, bis er das Land wieder verlassen hatte.
Dänemark hat weggesehen
Offenbar zunächst Richtung Dänemark. Dort ließ man ihn weiterfahren. Warum? Kein Kommentar: Die Regierung verwies als Antwort auf eine Nachfrage auf die Polizei. Diese wiederum reagierte nicht auf eine Anfrage. Sie hatte den Katalanen schon einmal unbehelligt gelassen, Anfang des Jahres. Aber damals hatte der Oberste Gerichtshof in Madrid noch einen Haftbefehl verweigert mit der Begründung, Puigdemont wolle die Reise bestimmt nutzen, um seine Festnahme zu provozieren. Möglicherweise ist ihm genau das nun gelungen, nachdem die Dänen diesmal einfach weggesehen haben?
Größere Kooperationsbereitschaft Deutschlands vermutet
In Spanien wird genau das vermutet unter Hinweis auf die vermeintlich größere Kooperationsbereitschaft der Deutschen. Immerhin fragte die oppositionelle linke Einheitsliste in Dänemark die rechtsliberale Regierung, ob sie etwas von der brisanten Durchreise wusste – oder ob sie gar spanische Spione gesehen habe. Die Antwort steht natürlich noch aus.