Die Unternehmen in Deutschland blicken etwas optimistischer auf ihre aktuelle und künftige wirtschaftliche Lage als bisher. Das zeigt der Ifo-Geschäftsklimaindex, der im November leicht von 94,7 auf 95,0 Punkte gestiegen ist. Insgesamt rechnet das Institut im vierten Quartal mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent. Damit sind die Ifo-Ökonomen etwas optimistischer als beispielsweise die Experten der Bundesbank, die für das vierte Quartal eine Stagnation erwarten.
Trotz des Anstiegs, mit dem Konjunkturökonomen in dieser Größenordnung gerechnet hatten, warnen die Ifo-Konjunktur- und Prognoseexperten wie Klaus Wohlrabe vor überzogenem Optimismus. Um von einer Trendwende zu sprechen, sei es noch zu früh, sagte der Ökonom.
Tatsächlich zeigte der Ifo-Index eine gespaltene Konjunktur: Demnach steckt das verarbeitende Gewerbe weiter in der Rezession. Dort seien die Unternehmer weiter sehr unzufrieden mit ihrem aktuellen Auftragsbestand, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. “Die Firmen planen, ihre Produktion weiter zu kürzen.”
Im Handel hingegen stiege der Index “merklich” an, teilte das Institut mit. Ein Grund dafür könnte das anstehende Weihnachtsgeschäft sein. Auch die Dienstleistungsunternehmen zeigten sich “zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage” und blickten nach vier pessimistischen Monaten wieder optimistisch in die Zukunft.
Handelsstreit bleibt ein Risiko
Im lange boomenden Bauhauptgewerbe ließ die Stimmung etwas nach – allerdings auf hohem Niveau. In den ersten neun Monaten 2019 haben die Betriebe der Branche fast zehn Prozent mehr Aufträge erhalten als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, meldete das Statistische Bundesamt. Im September lagen die Bestellungen demnach so hoch wie seit 1995 nicht mehr. Damit könnte die Baubranche weiterhin eine wichtige Stütze der Konjunktur bleiben.
Die deutsche Konjunktur sei “widerstandsfähig, aber schwach”, kommentierte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle den Index. “Für eine Entwarnung ist es immer noch zu früh”, denn noch sei keine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie Europa gefunden. “Die Autozölle schweben weiterhin wie ein Damoklesschwert über der deutschen Automobilindustrie.”
Deutschland – Europas größte Volkswirtschaft – war im Sommer einer Rezession nur knapp entgangen. Im Frühjahr war das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Doch dann wuchs es wegen der Konsumlust der Verbraucher, des anhaltenden Baubooms und der wieder anziehenden Exporte um 0,1 Prozent.
Für den Index befragt das Ifo-Institut monatlich rund 9.000 Unternehmen. Dabei werden sie gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate einzuschätzen.