Die Länderspielpause hat Sandro Schwarz unter anderem zu einem Besuch in Liverpool genutzt. Es waren selbstredend nicht die Zeugnisse der Beatles, die den Trainer des Fußball-Bundesligavereins Mainz 05 angelockt hatten. Es war sein alter Freund und Mitspieler Jürgen Klopp. Schwarz schaute sich das Spiel von dessen Klub FC Liverpool an und versuchte sich mit dem Trainer-Superstar und ein paar weiteren Kollegen sogar beim gemeinsamen Fußballspielen, bis Schwarz den gesundheitlichen Folgen seiner Spielerlaufbahn Tribut zollen und frühzeitig abbrechen musste.
Bei den Gesprächen mit Klopp soll Schwarz ausdauernder gewesen sein – und es ging dabei natürlich auch viel um Mainz 05. Der Klub ist weiterhin ein Herzensverein Klopps, was nicht zuletzt bei der Verleihung des Medienpreises in der vergangenen Woche zum Ausdruck kam. Nur im Gespräch über den kommenden Gegner dürfte der 51 Jahre alte Trainer ein wenig zurückhaltender gewesen sein. An diesem Samstag (15.30 Uhr/ live im F.A.Z.-Liveticker und Sky) fordert Mainz 05 schließlich den anderen deutschen Herzensverein des Liverpooler Trainers heraus: Borussia Dortmund reist als Spitzenreiter zum ausverkauften Spiel in die Arena vor den Mainzer Stadttoren.
Endlich wieder einen Tabellenführer schlagen
Sieben Jahre ist es her, dass Mainz 05 zu Hause einen Tabellenführer geschlagen hat. Im November 2011 kam Bayern München als Erster nach Mainz und verließ die Stadt nach einer 2:3-Niederlage gegen die von Thomas Tuchel trainierten Rheinhessen als Dritter. Am Ende der Saison mussten die Bayern wie in der Vorsaison Borussia Dortmund den Vortritt lassen. Nun ist es wieder Ende November, Borussia Dortmund wird Mainz selbst im Fall einer überraschenden Niederlage wieder als Tabellenführer verlassen, aber die Bundesliga blickt schon ein wenig in der Hoffnung nach Mainz, dass die Rheinhessen die Bundesliga wieder spannender werden lassen: Der BVB reist dank des Sieges gegen Bayern München nicht nur als Tabellenführer, sondern als neuer Meisterschaftsfavorit nach Mainz.
Der BVB trifft dort freilich auf einen Gegner, für den der Zeitpunkt für ein Spiel David gegen Goliath nicht besser gelegen kommen könnte: Nach zwei Siegen in Serie haben die 05er Selbstbewusstsein getankt, die Tabellensituation als Neunter mit 15 Punkten erlaubt selbst im Fall einer Niederlage eine sorgenfreie Vorbereitung auf das Spiel. Zugleich dürfte die Gier nach Erfolgserlebnissen noch lange nicht gestillt sein. „Der Anker ist für uns nicht, den Titelkampf wieder spannend zu machen, sondern unseren hohen Ansprüchen gerecht zu werden“, sagt Trainer Sandro Schwarz. „Wir haben dabei größten Respekt vor der derzeit besten Mannschaft in der Bundesliga. Aber auch sie sind zu knacken in gewissen Phasen der 90 Minuten. Dann wollen wir da sein.“
Schwarz rang die vergangenen beiden Wochen mit sich und der Entscheidung, ob er sein Team mutig wie zuletzt mit einer Raute im Mittelfeld und dem Willen zum Ballbesitzfußball auf den Platz schicken will oder doch vorsichtiger in einer defensiveren Grundordnung auf Konter lauern sollte gegen einen BVB, der vor der Abreise nach Mainz bekanntgab, die Kaufoption für den bislang ausgeliehenen Torjäger Paco Alcacer gezogen zu haben.