SPD, CDU und CSU verhandeln im Willy-Brandt-Haus noch immer: Die Zeit drängt, denn schon am Vormittag stehen im Fall einer Einigung die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer möglichen Großen Koalition an.
Um kurz nach 2 Uhr morgens wird es plötzlich hektisch. CDU-Sprecher Jochen Blind kommt aus der Tür des Willy-Brandt-Hauses und verkündet… Nichts. Also nicht ganz nichts.
Mehr kann und will er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Offenbar haben sich die Sondierer gründlich verhakt. Bei den zentralen Streitthemen geht nichts vorwärts.
Warten – verhandeln – warten
Immer wieder verhandelt die sogenannte 6er-Runde aus Parteichefs und Fraktionsvorsitzenden – die anderen Verhandler müssen derweil warten, bis wieder in den Parteirunden berichtet wird. Innenminister de Maizière, Hessens Ministerpräsident Bouffier und SPD-Vize Stegner spielen eine Runde Karten.
Zwischenzeitlich zieht es einige nach draußen. NRW-SPD-Chef Groschek „will mal kurz mit dem Hund gehen.“ Ein Hund ist nirgends in Sicht. Entwicklungsminister Müller (CSU) treibt es um Mitternacht „noch mal kurz ins Büro.“ Und auch das Unions-Trio Dorothee Bär, Ursula von der Leyen und Julia Klöckner verabschiedet sich auf einen kleinen Spaziergang durch die Kreuzberger Nacht.
Wenig Bewegung bei den Knackpunkten
Zwar sind einige Punkte offenbar bereits geklärt, die “großen Brocken” sind aber schwerer als gedacht. Steuern, Zuwanderung/Asyl, Soziales – sowohl die SPD als auch die Union beharrt offenbar auf ihren Forderungen. Inhaltliche Einzelheiten dringen nicht nach draußen – so weit hält die Disziplin auch nach mehr als 18 Stunden noch. Unter der Hand deuten einige Beteiligte aber an, dass auch ein Scheitern der Sondierungen nicht ausgeschlossen werden kann.