Beim Wahlkampfauftritt in Tupelo ist Donald Trump voll in seinem Element: “Über Jahre habt ihr zugesehen, wie mächtige Kräfte in Washington eure Jobs wegverlagerten – das ändert sich nun”, heizt der US-Präsident seinen Anhängern im Bundesstaat Mississippi ein. Dass der größte US-Autobauer General Motors kurz zuvor mitgeteilt hatte, mehrere Fabriken stillzulegen und Tausende Stellen zu streichen, erwähnt Trump mit keinem Wort.

Einen Tag später droht er dem Unternehmen auf Twitter mit einem Stopp der Subventionen. Er sei sehr enttäuscht von General Motors und der Unternehmenschefin Mary Barra, schrieb Trump. Man schaue sich nun an, ob man alle GM-Subventionen kürzen könne, inklusive der für Elektroautos, fügte er hinzu. “In Mexiko und China wird nichts geschlossen. Die USA haben General Motors gerettet, und dies ist der DANK, den wir bekommen!”
Schlappe für Trump
Tatsächlich ist der Sparkurs der Auto-Ikone für den US-Präsidenten gleich in mehrfacher Hinsicht eine bittere Schlappe. Denn die Kürzungspläne zeigen nicht nur, dass die Zukunft wichtiger Wirtschaftszweige wie der Autoindustrie trotz Trumps Prahlerei über niedrige Arbeitslosigkeit und der durch seine massiven Steuersenkungen boomenden US-Konjunktur ungewiss ist. Zum schmerzhaften Realitätsschock gehört auch, dass Trump selbst eine Mitschuld trifft.
Denn die US-Autobranche ächzt unter dem vom US-Präsidenten angezettelten Zollstreit mit Handelspartnern wie der EU oder China. “Wie erwartet sind Trumps Strafzölle für alle Seiten schädlich. Die Amerikaner schneiden sich damit auch in das eigene Fleisch”, meint FDP-Fraktionsvize Michael Theurer. Insbesondere die erhöhten Einfuhrschranken für Stahl und Aluminium sind eine erhebliche Belastung. “Die Zölle auf die Metalle haben uns etwa eine Milliarde Dollar Gewinn genommen”, sagte Ford-Chef Jim Hackett Ende September.

Diesen – für Trumps Regierung in Washington unangenehmen – Teil des Stellenabbaumotivs räumt GM öffentlich bislang nur indirekt mit dem Verweis auf “gestiegene Materialkosten” ein. Offiziell lauteten die Gründe für den Job-Kahlschlag am Montag: Im SUV- und Pick-up-verliebten Amerika sinke der Absatz von kleineren und mittleren Pkw, deshalb werde die Produktion den veränderten Marktbedingungen angepasst. Zudem müsse man sich mit Investitionen in E-Autos und autonomes Fahren für die Zukunft rüsten.
“Vergessen, wo sie herkommen”
GM-Chefin Mary Barra will es tunlichst vermeiden, den für seinen Jähzorn bekannten Trump weiter gegen sich aufzubringen. Die Top-Managerin informierte den US-Präsidenten bereits am Sonntagabend über ihre Pläne und versuchte offenbar, ihn milde zu stimmen. Spätestens mit dem jüngsten Tweet ist klar, dass dies nicht gelang – und schon zuvor hatte Trump seine Position durchaus klar gemacht: “Es war ein großer Fehler von GM”, sagte er dem “Wall Street Journal”. “Ich glaube, sie haben vergessen, wo sie herkommen”.