Italien lässt 176 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge von Bord des Rettungsschiffes Ocean Viking an Land. Die italienischen Behörden würden die Flüchtlinge am Hafen von Tarent von Bord gehen lassen, erklärte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée, die das Schiff gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen betreibt, am Montagabend über Twitter. Das Schiff befinde sich bereits auf dem Weg.
Die Ocean Viking hatte die Flüchtlinge am Wochenende im Mittelmeer aufgenommen, zunächst 74 Personen von einem Schlauchboot, darunter sechs unbegleitete Minderjährige. Später seien dann 102 Menschen von einem weiteren seeuntüchtigen Schlauchboot an Bord geholt worden, unter ihnen vier schwangere Frauen und neun Minderjährige. Am Montag rief die Besatzung die EU-Staaten auf, ihr einen sicheren Hafen zuzuweisen. SOS Méditerranée Frankreich forderte erneut einen dauerhaften Mechanismus zur Aufnahme der Flüchtlinge. “Ad-hoc-Vereinbarungen können nicht die Lösung sein.”
Die Aufnahme und Verteilung von im zentralen Mittelmeer geretteten Flüchtlingen in Europa sorgt schon seit Langem für Streit. Die Innenminister von Deutschland, Frankreich, Italien und Malta einigten sich Ende September auf einen vorläufigen Verteilungsmechanismus.
Demnach sollen aus Seenot gerettete und an Land gehende Flüchtlinge künftig innerhalb von vier Wochen auf die teilnehmenden EU-Staaten verteilt werden. Dies soll eine Übergangslösung sein, bis das derzeitige Asylsystem der EU, das sogenannte Dublin-Verfahren, überarbeitet werden kann.