“Vor der Kamera kann ich alles, im wahren Leben nichts” – so wird Romy Schneider oft zitiert. Kaum ein Satz gibt das Faszinierende und Widersprüchliche der Schauspielerin besser wieder. Zerrissen zwischen Rollen als Märchenprinzessin oder Femme Fatale und einem Leben mit vielen Härten. Am kommenden Sonntag wäre Romy Schneider 80 Jahre alt geworden.
Romy Schneiders Tod hat den Film “3 Tage in Quiberon” inspiriert
“Ihr Konflikt war der Konflikt heutiger Frauen”, sagt Alice Schwarzer der Nachrichtenagentur AFP. Die Feministin interviewte Schneider Ende 1976 für die Zeitschrift “Emma”, die Tonaufzeichnung des Gesprächs wurde nun erstmals in dem Arte-Dokumentarfilm “Ein Abend mit Romy” veröffentlicht. “Sie hat sich in jede Rolle gestürzt als wäre sie ihr Leben”, betont Schwarzer. “Sie hat alles gegeben, und das hat sie aufgefressen.”
“Der Mythos lebt weiter”, betont Romy Schneiders französischer Biograph Bernard Pascuito. “Auf der einen Seite fasziniert ihre Schönheit, ihr Licht, ihr außerordentliches Schauspieltalent”, betont er. Auf der anderen Seite nähmen die Menschen Anteil an ihrem Privatleben, ob es nun ihre “mythische Liebesgeschichte mit Alain Delon” sei, der tragische Tod ihres Sohnes David oder ihr eigener früher Tod mit 43 Jahren in Paris, verursacht durch Schlafmittel und Alkohol in der Nacht des 29. Mai 1982.
Ihr Ende hat auch den Film “3 Tage in Quiberon” inspiriert. Das Werk der in Berlin lebenden Regisseurin Emily Atef mit Marie Bäumer in der Hauptrolle wurde im Frühjahr mit dem Deutschen Filmpreis geehrt. Darin geht es um ein Interview, das Romy Schneider 1981 – ein Jahr vor ihrem Tod – einem Reporter der Zeitschrift Stern gab.
Romy Schneider versuchte dem “Sissi”-Image zu entfliehen
In dem berühmten Stern-Interview nennt Romy Schneider sich “eine unglückliche Frau von 42 Jahren” und bekennt, dass sie “kaputt” sei und sich nach mehr als 60 Filmen auf der Leinwand selbst nicht mehr sehen könne.
Vor allem aber rechnet sie noch einmal mit den “Sissi”-Filmen ab, die sie mit nur 17 Jahren in das Licht der Öffentlichkeit katapultiert hatten. Sie “hasse” es, auf das Image der bildhübschen Prinzessin reduziert zu werden, und sei von Deutschland zu Alain Delon nach Frankreich gegangen, weil sie der “Sissi-World” habe entfliehen wollen, sagt sie in dem schonungslosen Gespräch.
In Frankreich und anderen Ländern erhält sie endlich die Rollen und die Preise, die ihr in Deutschland ihrer Ansicht nach vorenthalten wurden: Für Orson Welles’ Verfilmung von Kafkas “Prozess” bekommt sie 1963 den Preis der französischen Filmakademie. Mit dem Filmdrama “Nachtblende” erspielt sie sich 1976 den höchsten französischen Filmpreis César. Für “Gruppenbild mit Dame” nach Heinrich Böll wird sie 1977 schließlich mit dem deutschen Bundesfilmpreis ausgezeichnet.